(fz) Die Sänger des Männerchors Kollbrunn sind da auch schon aufgetreten. Und am 19. August 2016 war es wieder einmal an der Zeit. Ein gesangliches Feuerwerk sollte es werden. Zumindest in den kühneren Träumen war dies so ausgemalt worden. Der Männerchor aus Obernüferen TG wurde hierzu eingeladen und gebeten, etwas bengalisches Feuer, gemeint natürlich in Form von Liedern, mitzubringen. Als die Uhr eine halbe Stunde vor der zwanzigsten Stunde des Tages schlug, sassen rund dreissig Sänger von zwei Chören gesangsbereit in der Gartenwirtschaft eben dieser Linde. Für die beiden Dirigentinnen, die auf die Rufnamen Eva und Eveline hören, hiess die Aufgabe, kurz und spontan eine Choreografie abzusprechen, welches den zahlreich erschienenen Gästen ein gerüttelt‘ Mass an gesanglichem Feuer einschenken könnte.
Das Wetter zeigte sich am 19. August im Grossen und Ganzen freundlich und mit einer milderen Temperatur an diesem Abend entgegenkommend. Das erste und das zweite Lied sollten die beiden Chöre gemeinsam vortragen. Das eine hiess Freundschaft, das andere Aus der Traube in die Tonne. Eva dirigierte das erste, und dann folgte die erste Ueberraschung: Eveline, die Dirigentin der Obernüferer, zählte „Aus der Traube in die Tonne“ viel schneller an, als es den Kollbrunner Sänger bislang bekannt war. Die „Kollbrünnler“ liessen sich davon nicht lumpen und machten den luftigen Sprung einfach beherzt mit. Die Zuhörer applaudierten daraufhin kräftig. Ob dies nun der Dirigentin oder der gesang-lichen Feuerkugel galt, darüber schweigt des Sängers‘ Höflichkeit bis auf weiteres.
Kleider könnten Leute machen. Diese Ansicht eines gelobten Schriftstellers wird immer noch gerne weitergegeben. Unabsichtlich war dies an dem Abend der Fall: Die Obernüferer trugen weisse, die Kollbrünnler Sänger schwarze Hemden. Letztere dachten jedoch an die Farbtupfer. Die farbigen Krawatten wurde von einer stattlichen Zahl der anwesenden Sänger getragen.
Die Dirigentin der Obernüferer sagte sympathisch Rock me an. Auf gut Deutsch: Schaukle, rüttle mich. Ob die Sänger ihres Chores den Rhythmus des Rock and Roll über die Liedlänge halten würden, das interessierte den beflissenen Koll-brünnler Sänger dann doch mit einer gespitzten Neugier. Das Intro auf dem Keyboard spielte die Leiterin zwar leicht und in luftiger Weise vor, doch beim Einsatz ihrer Sänger durfte sie etwas bestimmter nachtaktieren. Das Publikum in Langenhard schätzte die Experimentierfreude der Obernüfener Sänger mit ihrer extravertierten Chorleiterin in vollen Zügen.
Man darf es gerne und jederzeit wieder hören, die Sänger des Männerchors Kollbrunns sind auf und in den vier verschiedenen Stimmlagen ganz gut im Fach. Eva, deren Dirigentin, legt während den Proben auch genügend Gewicht darauf. Lingua materna, ein Lied in romanischer Sprache, wurde trotz „Fremdsprache“, nichtsdestotrotz mit einer gehörigen Feinfühligkeit zum Besten gegeben. Auch Hochsigzyt, durchaus präzise vorgetragen, obwohl jeder Sänger dem Ausdruck der Worte jeweils seine launische, wechselhafte Einstellung entgegenbringt. Und nach der Tageslaune dann doch wieder ins Lot gerät.
Zu einem Leckerbissen an bengalischem Liedfeuer wurde schliesslich der Bajazzo, ein Lied, welches landauf und landab, schon bei vielen Zuhörern eine Gänsehaut ausgelöst hat. Eveline wollte ein Intro, welches den Kollbrünnler Sängern nicht bekannt war, doch dafür auf die vierte Strophe verzichten. Das Vorspiel gelang gar gut gestiefelt. Der vierte Liedabschnitt wurde wider den Widerstand der Obernüfener Dirigentin vor Publikum, entschlossen von den Sängern beider Chöre gesungen. Dabei regten sich die Emotionen, das darf man sagen.
Wer nicht selber dabei sein konnte oder wollte, hat nichts versäumt. In der Linde wurden im Laufe des Abends die Gläser gar knapp, und die tüchtige Serviererin Sabrina sah sich durch den Ansturm auch ganz überrascht. Auf die Verpflegung der Sänger beider Chöre wurde sodann sehr grosszügig Wert gelegt.
Von Kollbrunn aus geht ein Sängergruss nach Obernüferen.