Gemeinsam singen

Zum 150 jährigen Jubiläumsfest vom Männerchor Kollbrunn am 3. bis 5. September 2010 wurde die Vereinschronik anschaulich zusammen gestellt. Monatelanges stöbern in Protokollbüchern, Zitaten und alten Vereinsunterlagen brachte das 150 jährige Vereinsleben ans Tageslicht.

150 Jahre singen bedeutet viel Geselligkeit, Humor, Heiterkeit, Disziplin, Übung, Organisation, aber auch Intrigen, Gezänke und Streit. Die Geschichte kann nicht lückenlos widergespiegelt werden, doch historische Begebenheiten und nicht so wesentliche Ereignisse lassen auf das 150 jährige Bestehen des Männerchor Kollbrunn schliessen.

Durch die Initiative von Schulmeister Bickel haben sich die Kollbrunner Männer zum Gesangsverein zusammen geschlossen. Anhand von alten Dorfphotographien aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhundert ist zu entnehmen, dass sämtliche Ortsansässige dabei gewesen waren. In der heutigen Zeit kaum vorstellbar, aber damals fanden die Gesangsproben jeweils am Sonntagnachmittag statt. Anno 1875 sind die ersten Statuten in deutscher Schrift revidiert worden.

Auflösung und Neubeginn des Männerchor Kollbrunn

Wegen Unstimmigkeiten und schwachen Probenbesuche wurde der Gesangsverein das erste Mal 1879 und das zweite Mal 1889 aufgelöst. Jeweils kurze Zeit später wurde der Verein aber wieder neu gegründet. Fortan verlebten die Sänger ein geselliges Vereinsleben und nahmen aktiv an verschiedenen Anlässen teil. Am 20. Februar 1898 wurde die Eidgenössische Volksabstimmung zum Rückkauf der Eisenbahn angenommen. Eine Riesenlast wurde so den armen, hochverschuldeten Tösstaler Gemeinden erlassen. Der Männerchor umrahmte das historische Ereignis mit ihrem Gesang.

Wie unschwer aus der Vereinschronik entnommen werden kann, waren die Sänger auch schon vor 150 Jahren der Geselligkeit verfallen. Sie besuchten Jubiläumsfeiern, reisten an Bezirksgesangfeste oder veranstalteten Unterhaltungen. Protokolliert wurden aber auch bewegende Momente.

Zwei Mal wurde der Vorstand komplett neu gewählt, später einzelne Ämter neu besetzt. Auch leisteten sie Fronarbeit. Am 28. Januar 1922 gruben 22 Mietglieder des Männerchors für das schwer erkrankte Ehrenmitglied Conrad Röschlin in der Bolstern, die Anschlussleitung (zirka 70 Meter) an die neu erstellte Wasserversorgung der Gemeinde Kollbrunn. Wegen negativen Äusserungen gab 1924 der damalige Präsident Albert Keller seinen sofortigen Rücktritt bekannt.

Am Bezirkssängerfest in Veltheim am 16. Juni 1929 erreichte der Männerchor mit dem Lied „Jetzt weiss ich’s“ den 1. Kranz mit einer vorzüglichen Leistung unter der Leitung von Jakob Dubs. Der Männerchor Kollbrunn sang am 26. März 1936 zum dritten Mal im Radiostudio. Im August 1951 gab der Dirigent Jakob Dubs nach 33 Jahren seinen Rücktritt bekannt.

Text. Andrea Hebeisen